Weingarten/Satu Mare/Beregowo. Ein längerer Auslandsaufenthalt in Rumänien, mit kurzen Abstechern in die Ukraine, wird den Maltesern in Erinnerung bleiben. „Noch nie haben wir die Auswirkungen des Krieges im Westen der Ukraine so erlebt wie dieses Mal, obwohl er ja in der Ostukraine stattfindet. Allerdings wurden wir von den Maltesern in Beregowo auch gebeten, nicht ausführlich darüber zu berichten!“, stellen Norbert Scheffler, Diözesanauslandsbeauftragter und Stadtbeauftragter Ravensburg-Weingarten, und Nicole Lichanin, Auslandskoordinatorin vom Malteser Hilfsdienst fest. „Wir haben erlebt, wie Männer von der Straße weg von der Polizei zum Militärdienst geholt wurden, wir haben mit Flüchtlingsfrauen aus Bachmut, Cherson, Charkiw und Saporischschja in einem Lager gesprochen, ebenso mit einer Geschäftsfrau. Die wirtschaftliche Lage wird für alle immer dramatischer. Die Preise sind gleich hoch wie bei uns in Deutschland, nur dass die Verdienste ein Viertel von dem bei uns betragen“, müssen Scheffler und Lichanin weiter feststellen.
Deshalb war die Freude im Lager der Malteser in Beregowo umso größer, als die beiden Weingartener Malteser Lebensmittel zur Versorgung der Binnenflüchtlinge brachten. Es war in diesem Jahr die erste Lebensmittellieferung, die in Beregowo ankam. „Ich kann mich nicht daran erinnern, wann wir das letzte Mal Lebensmittel bekommen haben“, freute sich Tünde Hnatik. Sie sollten eigentlich rund eintausend Menschen in Flüchtlings-lagern versorgen, können dies aber nicht mehr leisten. Konnten 2022 nach Ausbruch des Krieges noch innerhalb einer Woche vier Sattelzüge mit Lebensmittel und Gütern des tägliche Gebrauchs, auch in weiter entfernte Regionen verschickt werden, so schaffen es heute drei bis vier Hilfsorganisationen gemeinsam lediglich im Monat nur noch maximal einen Sattelzug zu beladen, wenn überhaupt. Deprimiert mussten Scheffler und Lichanin die Erfahrung machen, dass das Malteser-Lager in Beregowo voll mit Reinigungs- und Hygienematerialien sowie Kleidung ist, alles was derzeit nicht gebraucht wird, aber Lebensmittel fehlen. So war es nur naheliegend, dass die Weingartener 500 Euro zum Kauf dringend notwendiger Lebensmittel für ein Flüchtlingslager hinterließen. Für weitere 500 Euro wurden zusätzlich Lebensmittel in einem Großmarkt in Satu Mare/Rumänien eingekauft. Insbesondere Milch für die Kinder fehlte. Deshalb war es der Wunsch der Flüchtlingsfrauen, Ziegen kaufen zu können, so dass wenigstens Ziegenmilch zur Verfügung steht. Auch diesen Wunsch haben die beiden Malteser erfüllt und ihren Kollegen in Beregowo entsprechend Gelder zur Verfügung gestellt, so dass auch noch ein paar Hühner zur Lebensmittelversorgung beitragen können.
„Leider haben wir einen in Satu Mare angekommenen Hilfsgütertransport für die Ukraine erleben müssen, der alles andere als hilfreich war. Überwiegend Kleidung, die nicht gebraucht wird, dazwischen abgelaufene Lebensmittel und viel Müll, wie leere Blechdosen, Kerzenstummel, Seile und selbst Kondome“, berichten Scheffler und Lichanin. „Alle Kartons müssen mühselig gesichtet und sortenrein sortiert werden. Dies ist insbesondere für den Grenzübertritt in die Ukraine wichtig. Sollte bei den stichprobenartigen Sichtkontrollen in nur einem Karton etwas anderes oder zusätzliches sein, so verlieren die Malteser die Annahmeberechtigung für die Hilfsgüter. Und den Müll müssen die Sathmarer Malteser dann noch auf eigene Kosten entsorgen“, so Scheffler und Lichanin weiter. Deshalb bitten die Malteser dringend, keine Sachgüter zu spenden, sondern bitten um Geldspenden. Bereits mit 20 Euro kann ein Lebensmittelpaket für eine Familie gekauft werden, welches für einen Monat reicht.
Malteser Spendenkonto:
Kreissparkasse Ravensburg
IBAN: DE47650501100048050610
BIC: SOLADES1RVB
Verwendungszweck: Auslandshilfe Ukraine – Satu Mare
Fotos: Norbert Scheffler, Malteser Hilfsdienst e. V.
„Ich kann mich nicht erinnern, wann wir das letzte Mal Lebensmittel bekommen haben“
